Technische Entwicklung

DER ANFANG

1964 wurde durch die Gemeinde Ursensollen der 1960 angekaufte Tragkraftspritzenanhänger TSA durch ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF 8 ersetzt. Ausgerüstet mit Gerätschaften zur Brandbekämpfung für eine Löschgruppe kommt das Einsatzfahrzeug damals größtenteils auch nur bei der Brandbekämpfung zum Einsatz. Auch am späten Nachmittag des 13. Juni 1968 bei einem Großfeuer im Ortskern Ursensollen.

Nach einem Blitzschlag während eines schweren Sommergewitters stand die kombinierte Scheune Stallung des Gasthauses Reif im Vollbrand. Zahlreiche Schweine verendeten. Das Übergreifen auf angrenzende Wohngebäude wurde erfolgreich verhindert. Das Fahrzeug leistet von 1964 bis 1984 seinen Einsatzdienst in der Freiwilligen Feuerwehr Ursensollen. Im Schnitt werden jährlich zwischen fünf und zehn Einsätze gefahren. Eine technische Ausrüstung war damals eher unüblich und für die FF Ursensollen undenkbar.

TSF im Einsatz von 1964 – 1984
TSA im Einsatz von 1960 – 1964. Seitdem im Einsatz bei der FF Thonhausen
13.06.1968 Brand in Ursensollen bei Land- und Gastwirt Alois Reif

DIE WENDE

Ende der 60er Jahre wird die Autobahn BAB 6 von Nürnberg kommend bis zur Anschlussstelle Amberg — West / Ursensollen fertiggestellt und eröffnet. Bereits in der Bauphase kommt die FF Ursensollen bei kleineren Bränden wie Motorbränden an Baumaschinen und einem Schalungsbrand an der Autobahnbrücke bei Oberhof zum Einsatz. Ohne Wasser gestalten sich die Löscharbeiten jedoch als schwierig. In den 70er Jahren wird das Autobahnteilstück zwischen der Anschlussstelle Amberg — West/ Ursensollen und Amberg — Süd Theuern ausgebaut und ende der 70er Jahre eröffnet. Allerdings damals nur als einspurige Kraftfahrzeugstraße, eine Entscheidung mit fatalen Folgen!

Am 8. November 1980 wird die FF Ursensollen mit ihrem TSF 8 um 16:45 Uhr von der Einsatzzentrale der neuen Feuerwache Amberg per funkgesteuerter Sirene zu ihrem ersten schweren Verkehrsunfall auf dem neuen einspurigem Autobahnteilstück gerufen! Nach einer Geisterfahrt kam es zu einem Frontalzusammenstoß zweier Kraftfahrzeuge. Ein Bild des Grauens bietet sich der Ursensollener Mannschaft unter der Leitung von Kommandant Georg Graf. Mit Brech- und Montiereisen versuchen die Wehrmänner die schwer eingeklemmten Verletzten zu befreien, vergeblich. Erst die FF Amberg konnte mit ihrem damals neuartigen hydraulischen Rettungsspreizer/Schere helfen.

Die Autobahnteilstücke Amberg-West/Ursensollen Theuern und Amberg-West/Ursensollen — Sulzbach werden 1980 durch Kreisbrandrat Karl Raab und Kreisbrandinspektor Otto Lieber dem örtlichen Schutzbereich der FF Ursensollen zugeteilt . Die FF Ursensollen wird als „Ortswehr Autobahn“ in den Alarmplan aufgenommen. Einsätze im technischen Bereich blieben nun nicht mehr aus. Ein Zustand der die damalige Feuerwehrführer unter Kommandant Georg Graf und Vorstand Alois Reif zur Planung eines zeitgemäßen Einsatzfahrzeuges mit modernem technischen Gerätes veranlasste.

Verkehrsunfall vom 08.11.1980 auf der A6

DER NEUANFANG

1984 beschaffte die Gemeinde Ursensollen unter Bürgermeister Anton Lindner nach langem Ringen das neue Einsatzfahrzeug Löschgruppenfahrzeug LF 16 der Firma Ziegler auf Mercedes-Benz 1222. Ausgerüstet mit 4 Atemschutzgeräten, 1200 Liter Löschwasser, 120 Liter Schaummittel sowie Gerätschaften zur Brandbekämpfung für zwei Löschgruppen technisch auf neuestem Stand. Ein Meilenstein in der Geschichte der FF Ursensollen. Leider wurde von der Gemeinde aus Kostengründen auf den dringendst erwarteten hydraulischen Rettungsspreizer verzichtet! Lediglich die Rettungsschere mit einer hydraulischen Handpumpe war im LF 16 verlastet, eine falsche Entscheidung!

Am 16.06.1985 um 03:46 Uhr ereignete sich auf der B299 in der Ortsmitte Ursensollen bei der so genannten „Ehebauerkurve“ ein schwerer Verkehrsunfall. Zwei PKW waren frontal ineinander gerast. Nach der Alarmierung sah sich die FF Ursensollen unter Kommandant Gottlieb Mörtl zum wiederholten male einer hilflosen Situation gegenüber. Vier zum teil schwer Verletzte Personen galt es zu Betreuen. Eine Person davon schwer im PKW eingeklemmt. Bis zur Erschöpfung versuchten die Aktiven der FF Ursensollen mit der Handpumpe und der Rettungsschere die eingeklemmte Person zu befreien, vergeblich. Erst die FF Amberg konnte mit dem Rettungsspreizer die Person tot aus dem Wrack bergen. Auch eine weitere Person verstarb.

Eine neue Diskussion über die Anschaffung eines Rettungsspreizers für die FF Ursensollen flammte wieder auf. Auf Druck des damaligen Kreisbrandrates Karl Raab konnte Anfang 1985 ein mit einer elektrischen Hydraulikpumpe betriebener Rettungsspreizer in Dienst gestellt werden. Die komplette Aufnahme in den Alarmplan BAB 6, auch für ‚technische Hilfe“ konnte nun erfolgen. Im Schnitt werden seit dem jährlich zwischen 30 und 40 Einsätze gefahren. Nur kurz darauf wurde die FF Ursensollen zu zwei schweren Verkehrsunfällen auf der B299 bei Allmansfeld und der Kreuzung bei Augsberg gerufen. Dabei kam der neue Spreizer erstmals zu Einsatz. Zweimal musste eine Tote Person geborgen werden.

Zu einem der wohl schwersten Einsätze ihrer Geschichte wurde die FF Ursensollen am 28.12.1985 um 08:51 Uhr gerufen. Nach einem erneut schweren Verkehrsunfall auf der Kraftfahrzeugstraße Richtung Theuern waren sechs Personen zum teil schwer eingeklemmt. Mit Hilfe des Ursensollener Spreizers konnten mehrere Personen befreit werden.

Weihe des LF 16 1984
Verkehrsunfall vom 16.06.1985 in Ursensollen
Verkehrsunfall vom 28.12.1985 auf der A6

DER NEUESTE STAND

Im Laufe der 25 Jahre in denen der Rettungssatz (Spreizer, Schere und Hydraulikpumpe) nun im Dienst stand, war die Führung der FF Ursensollen stehts bemüht die Gerätschaften auf dem neuesten technischen Stand zu halten. So wurde 1993 durch die Gemeinde Ursensollen ein hydraulischer Teleskop-Rettungszylinder angeschafft. Dieser ergänzte den bestehenden Rettungssatz und kommt hauptsächlich bei LKW-Unfällen zum Einsatz. Auch eine so genannte Schnellangriffshaspel (zwei Leitungstrommeln mit je 20m Hydraulikschlauch) konnte beschafft werden, das entnehmen der schweren Hydraulikpumpe entfiel darauf hin. Durch umbauten am LF 16 konnte diese nun auch im Fahrzeug betrieben werden. Verschiedenes Kleinmaterial wie Unterbauklötze, Schwelleraufsatz und Glassäge „Marke Eigenbau“ wurde in Eigenleistung nach und nach ergänzt.

Bei regelmäßigen praktische Übungen auf dem Schrottplatz erlernten die Aktiven den sicheren und geübten Umgang mit den schweren Rettungsgeräten. Als erste Wehr im Landkreis legte eine Löschgruppe der FF Ursensollen 1994 unter KBI Otto Liebler und Kommandant Rudi Nitzbon das neue, auf den Hilfeleistungseinsatz ausgelegte Leistungsabzeichen „THL“ in Bronze ab. In Regelmäßigen Abständen werden aktive Kameraden bei Lehrgängen der „Technischen Hilfe“ an der staatlichen Feuerwehrschule Regensburg geschult.

Erstes Leistungsabzeichen THL 1994
Anbau der neuen Schnellangriffshaspel
Der Rettungsspreizer im Einsatz „Personenbefreiung nach schwerem Verkehrsunfall“

2006 dann der erneute Rückschlag. Am 18.07.2006 um 17:17 Uhr wurde die FF Ursensollen zu einem schweren Verkehrsunfall auf die A6 Richtung Theuern gerufen. Ein Audi A4 war auf einen LKW geprallt. Der Fahrer wurde schwer eingeklemmt und verstarb. Bei der Rettung, die in eine Bergung überging,erwies sich die Konstruktion des A4 als zu stabil für den über 20 Jahre alten Spreizer/ Schere. Erst mittels des großen Rettungssatzes der FF Amberg konnte die Person geborgen werden.

Ein ähnlicher Unfall kurz darauf auf der A6 bei dem eine Frau schwer eingeklemmt wurde sowie zwei weitere schwere LKW Unfälle brachten die selben Probleme und sorgten für ein erneutes überdenken der Gerätschaften. Gemeinsam mit Bürgermeister Franz Mädler wurde die Problematik durch die beiden Kommandanten Alex Graf und Thorsten Michel besprochen. Der Entschluss: ein neuer größerer und stärkerer Rettungssatz muss angeschafft werden. Einstimmig beschließt der Gemeinderat 2008 den Ankauf eines modernem Hilfeleistungssatzes und zeitgleich die Anschaffung eines geeigneten Fahrzeuges für den technischen Hilfe-Einsatz. Seit dem 14.02.2010 befindet sich nun ein neuer Hilfeleistungssatz der Fa. LUKAS Hydraulik mit größerer Schneid- und Spreizkraft im Einsatz. Mit diversen Kleinmaterial, Hebekissen und Rettungsplattform für LKW Unfälle bildet er das Herzstück der technischen Ausrüstung und ist im neuen StLF 10/6 verlastet. 

Verkehrsunfall vom 18.07.2006 auf der A6
Der neue hydraulische Rettungsspreizer bei einer Übung
StLF mit hydraulischen Rettungssatz 2010

Fortsetzung folgt….

Text: Alexander Graf